Grußwort
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
herzlich willkommen zum 4. Symposium in Montegrotto mit dem Titel „Selbstfürsorge“ mit dem Themenschwerpunkt „Lebenslust vs. Schmerz und Verlust“.
Zwischen der Sehnsucht nach Lebenslust und den unausweichlichen Erfahrungen von Schmerz und Verlust entsteht ein Spannungsfeld, das jeden Menschen betrifft und das ein zentrales Thema psychotherapeutischer Arbeit darstellt. Wie können wir inmitten von Krisen, Erschütterungen und gesellschaftlichen und beruflichen Herausforderungen die Fähigkeit bewahren, für uns selbst zu sorgen – achtsam, respektvoll und heilsam? Das Symposium lädt dazu ein, diese Fragen zu beleuchten. Es bringt Menschen aus Wissenschaft und Praxis zusammen, um über die Bedingungen, Grenzen und Möglichkeiten von Selbstfürsorge ins Gespräch zu kommen.
In Ihrer täglichen Arbeit als Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten begegnen Sie Menschen an den Rändern des Erträglichen – dort, wo Schmerz und Verlust das Leben verletzen. Sie begleiten sie auf ihrem Weg, neue Formen von Sinn, Halt und Lebendigkeit zu finden. Doch diese intensive Nähe zu Leid und Trauma fordert auch Sie selbst heraus: Sie verlangt nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch eine beständige Auseinandersetzung mit unseren eigenen Grenzen, Ressourcen und Bedürfnissen.
Das Thema Selbstfürsorge steht daher im Zentrum dieses Symposiums – nicht als wohlklingendes Schlagwort, sondern als essenzielle Voraussetzung für die Erhaltung unserer beruflichen und persönlichen Gesundheit. Wie kann Lebenslust inmitten von Schmerz bewahrt werden? Wie finden wir Kraft, ohne uns zu verzehren? Und wie gelingt es, Gewalt und Verlust zu begegnen, ohne die eigene innere Lebendigkeit zu verlieren?
Die Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden dieses Symposiums laden in einer interdisziplinären, kooperativen und angenehmen Atmosphäre dazu ein, diesen Fragen nachzuspüren – fachlich, persönlich und gemeinschaftlich. Sie möchten einen Raum öffnen für Reflexion, Austausch und Inspiration: für die Pflege dessen, was uns nährt, trägt und verbindet.
Möge dieses Symposium als Ort, an dem Verletzlichkeit und Lebendigkeit nebeneinander bestehen dürfen, dazu beitragen, dass wir die Kunst der Selbstfürsorge weiterentwickeln – als Ausdruck von Achtsamkeit, Professionalität und Mitmenschlichkeit.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen anregende Gespräche, bereichernde Begegnungen und Momente echter Lebenslust – trotz, vielleicht sogar wegen der Themen, die uns hier zusammenführen. Mögen Sie Ihnen neue Perspektiven eröffnen!
Mit herzlichen Grüßen
Prof. Dr. Sonja Rohrmann, Oktober 2025
Dekanin Fachbereich 05, Professorin für Differentielle Psychologie & Psychologische Diagnostik
Leiterin der Arbeitsstelle für Diagnostik & Evaluation, Institut für Psychologie, Goethe-Universität Frankfurt